Viele einfühlsame Worte
19. Patenschaftstreffen des Heimatkreises Schlawe
Aus "Die Pommsche Zeitung" vom 24. November 2001
Am Freitag, dem 14. September, trafen sich die ehemaligen
Schüler des Gymnasiums und der Mittelschule Schlawe im Parkhotel in
Witten.
Tags darauf, um 11.00 Uhr, trafen sich der Vorstand des HKA
Schlawe mit dem Ersten Vorsitzenden des BdV, Aloys Manthey, und
Pastor H. Kaiser zur Kranzniederlegung in der Universitätsstraße
Witten/Heven. Pastor Kaiser fand tröstende Worte zur Totenehrung. -
Ab 13.00 Uhr begann der Einlaß in den Saalbau. Dieser war mit
Blumen und einer mit einem Trauerflor für die Opfer des
Terroranschlags vom 11. September auf das World Trade Center
versehenen Pommernfahne geschmückt. Der Patenkreis unter der
Schirmherrschaft von Landrat Volker Stein hatte kurzfristig dem HKA
,Schlawe empfohlen die Musikkapelle, die Tanzgruppe und den Chor aus
Pietätgründen nicht auftreten zu lassen. Vor dem Saalbau wehten
die Landesfahnen ebenfalls mit Trauerflor.
Der Erste Vorsitzende, Gerhard Krüger, konnte die inzwischen
eingetroffenen Landsleute und Gäste herzlich begrüßen. Günter
Wendt mit Gattin (Witten) überbrachte Grußworte. Der Erste
Vorsitzende erinnerte in seinem Jahresbericht an die jährlichen
Zahlungen der Mitgliedschaft im Pommerschen Zentralverband und an,
die Vorbereitungen für das 40jährige Patenschaftstreffen. Er bat
um Bilder aus dem Kreis Schlawe zur Erstellung eines historischen
Ansichtenkalenders für 2002 aus Anlaß der 40jährigen Patenschaft.
Der Vorsitzende verwies auf Frau Dr. M. Ott, die auf der Empore
Familien- und Heimatforschern für Auskünfte und Ergänzungen aus
der Heimat zur Verfügung stand. Oskar Boll hatte seine Kreiskarten,
Bilder, Postkarten mit Schlawer, Rügenwalder,. Pollnower und
Zanower Motiyen ausgestellt
Dr. J. Lux stellte Kassetten mit Filmmusik vor und zeigte Plakate
von Hans-Martin Majewski, geboren in Schlawe (Der Greifer,
Hochstapler Felix Krull, Stern von Afrika, Der Schimmelreiter u.v.m.)
Gegen 19.00 Uhr traf der stellvertretende Landrat, Rainer Kaschel,
ein. Er wurde vom Ersten Vorsitzenden und den Anwesenden herzlichst
begrüßt. In seiner Begrüßungsrede fügte auch er Worte der
Empörung über die feigen Attentate in New York mit ein.
Die 40jährige Patenschaft besteht seit dem 24. November1961. Die
entsprechende Urkunde wurde vom damaligen Landrat Fedde vom
Ennepe-Ruhr-Kreis und dem letzten Landrat, Dr. Carl Wiggert,
Schlawe, feierlich unterzeichnet. Ziel der Patenschaftsarbeit sei es
auch, die Verbesserung der deutsch-polnischen Verhältnisse im
kulturellen und wirtschaftlichen Bereich weiterzuführen. Landrat
Kaschel wünschte. dem 19. Patenschaftstreffen einen guten Verlauf
und ein ,,Wiedersehen" in den weiteren Jahren. In
nachdenklicher und besonnener Stimmung endete der Samstag gegen
22.00 Uhr
Am Sonntag um 9.00 Uhr war Einlaß in den Theatersaal zum
Gottesdienst. Pastor H.J. Kaiser, Hamburg, hatte uns den
Gottesdienst sehr nahe gebracht und er vermittelte das Gefühl, als
wären wir heute Zuhause. Danach erfolgte die Einladung zur
Silbernen, Goldenen und Diamantenen Konfirmation — elf Landsleute
nahmen daran teil. Die gesammelte Kollekte ist für die deutsche
Minderheit und die ev. Gemeinde in Köslin bestimmt.
Die Festveranstaltung begann um 11.00 Uhr. Der Erste Vorsitzende,
G. Krüger, begrüßte die Teilnehmer und Gäste, den Landrat und
Schirmherrn Volker Stein, Ennepe-Ruhr-Kreis, die Stellv.
Bürgermeisterin Gabriele Preibisch, Stadt Witten, den
BdV-Kreisvorsitzenden Witten, Aloys Manthey, und von der PLM Günter
Wendt. Des weiteren begrüßte er die anwesenden Stadt- und
Dorfvertreter Dr. Kühnel, Rügenwalde, H. Krüger, Karwitz, M.
Kallas, Wendisch-Tychow, G. Schwarz, Eventin, E. Holzfuß, Altwrieck,
G. Schulz, Zanow, und H. Prochnow, Wusterwitz. Es folgte die
Totenehrung. Wir gedachten aller, die ihr noch junges Leben verloren
haben, der Soldaten, der Zivilbevölkerung, den Verschleppten und
derer, die nicht mehr aus der Gefangenschaft heimkehrten und die
fern der Heimat ihre letzte Ruhestätte fanden. Wir gedachten aber
auch der Opfer, die in diesen Tagen unschuldig ihr Leben
lassen mußten.
Der Erste Vorsitzende drückte seine Hoffnung aus, daß das 19.
Patenschaftstreffen der Schlawer im Enneppe-Ruhr-Kreis in der Stadt
Witten zu einem Erlebnis werden möge. Er verwies darauf, daß die
Patenschaftstreffen von der Begegnung des Patenkreises und den
Schlawer Pommern lebe, von der Liebe zur Heimat und den Werten der
Erinnerung, aber er erinnerte auch an den historischen Neubeginn der
Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Er verwies darauf, daß das
Recht auf die Heimat zur Grundlage eines gesicherten Friedens auf
der ganzen Welt gehöre
In den Jahren nach der Übernahme der Patenschaft war der
Patenkreis an vielen Projekten maßgeblich finanziell beteiligt,
z.B. beteiligte er sich am Druck der Heimatbücher Rügenwalde,
Schlawe Band 1 und 2, Kirchspiel Krangen, Wusterwitz und Quatzow.
Für alle diese Zuwendungen aus dem Kreis Schlawe sagen wir allen
Landsleuten unseren aufrichtigen Dank.
Die stellvertretende Bürgermeisterin Gabriele Preibisch, Stadt
Witten, überbrachte Glückwünsche. zum' 40järigen
Patenschaftsjubiläum und gratulierte den silbernen, -goldenen und
diamantenen Konfirmanden. Sie erinnerte an den festen Zusammenhalt
der Landsleute in besinnlicher Stunde.
Grußworte überbrachte auch der Erste Vorsitzende des BdV
Witten, Aloys Manthey.. Er erinnerte an die ersten Treffen in
Ennepetal -jetzt in Witten. Landsleute, aus nah und fem angereist,
plauderten über ihre Heimat, sprachen darüber, wo sie gemeinsam
spielten, welche Lieder sie in der Jugend gesungen haben und daß
die Glocken der Heimat noch nicht verklungen seien.'
Den Festvortrag hielt Landrat Volker Stein aus dem
Ennepe-Ruhr-Kreis. Er sagte: ,,Auf das
4OjährigeJu-biläums-Patenschaftstreffen sind dunkle Schatten
gefallen. Was ein würdiges und fröhliches Fest hätte werden
sollen, wird von Trauer und Sorge begleitet. Trotzdem ist das 19.
Patenschaftstreffen des Heimatkreises Schlawe mit seinem familiären
Charakter ein Symbol für Trost und Zuversicht in schwieriger Zeit'
Er erinnerte an die Millionen deutschen Vertriebenen, die auf
Recht und Vergeltung verzichteten und am Wiederaufbau der
Bundesrepublik aktiv teilnahmen.
Die Bundesrepublik habe keine Gebietsansprüche gegen ihre
Nachbarländer. Es sei die Aufgabe des Bundes und der Länder, die
kulturellen Traditionen der ehemals deutschen Kulturlandschaften zu
erhalten. Zum Abschluß forderte der Landrat, den Heimatgedanken und
das kulturelle Erbe wach zuhalten.
Der Erste Vorsitzende bedankte sich bei den Gästen und
Festrednern für die einfühlsamen Worte, für die gute
Zusammenarbeit der letzten Jahre im Heimatkreisausschuß, den
Helfern und Spendern. Mit dem Pommernlied und dem Deutschlandlied,
dritte Strophe, endete die Feierstunde.
Anschließend stellte der Wahlleiter Erhard Holzfuß die zu
wählenden Kandidaten für den HKA Schlawe vor. Hanni Gohrband,
Rosemarie Müller, Dr. Margret Ott, Oskar Boll, Horst Döling,
Michael Kallas, Dr. Henning Kühnel, Gerhard Krüger, Friedhelm
Müller. Von den Schlawer Landsleuten wurden alle Kandidaten
einstimmig in den HKA-Vorstand gewählt. Das Treffen endete gegen
18.00 Uhr.
Friedhelm Müller, Kolshorner Weg 31303 Burgdorf Heessel,